Halswirbelsäule allgemein

Die Behandlung von Halswirbelsäulen-Problemen setzt immer eine sehr genaue Untersuchung des Patienten voraus, da die Ursache der Beschwerden durch ganz unterschiedliche Strukturen hervorgerufen werden können.  Als mögliche Ursachen kommen dabei in Betracht:

  • Wirbelgelenke (Facettengelenke)
  • Bandscheibenvorwölbungen, -vorfälle
  • Die zugeordnete Muskulatur
  • Der Schultergürtel (Schlüsselbein, Schulterblatt, Schultergelenk)
  • Viszerale Beschwerden aus z.B. Magen und Leber

Bei der Untersuchung achtet man auf die Stellung der Halswirbelsäule auf die Höhe des Schultergürtels (schulterhoch, -tiefstand), und man achtet auf die muskuläre Verfassung des Patienten. Die Temperatur des umgebenden Gewebes kann Aufschluss über einen eventuell entzündlichen Prozess geben. Das Abtasten der muskulären Strukturen zeigt häufig auf starke Verspannungen hin. Wichtig ist auch ob ausstrahlende Schmerzen in den Bereich der Arme oder Hände zu spüren sind.

Triggerpunkte der Halswirbelsäule

Viele Patienten geben einen nächtlichen Schmerz in die Arme und teilweise bis in die Hände an. Häufig findet man bei diesen Patienten auch Einschränkungen der Drehbeweglichkeit (Rotation) der  Halswirbelsäule vor. Wenn  sich der Schmerz  bei Druck auf seitlich gelegene Muskelgruppen (Scaleni Gruppe) provozieren lässt hat man es mit einer Triggerpunkt Symptomatik zu tun. Eine Probebehandlung, die meist eine spontane Verbesserung der Beweglichkeit mit sich bringt erhärtet den Verdacht. Auch Triggerpunkte anderer Halsmuskeln können zu unterschiedlichen Schmerzen beitragen. So sind Kopfschmerzen im Schläfen- und Augenbereich häufig durch Triggerpunkte des m. sternocleidomastoideus (seitlicher Halsbereich zum Schlüsselbein ziehend) begründet.
Mehr Information zu Triggerpunkten finden Sie hier.

Gelenkprobleme der Halswirbelsäule

Die Gelenkflächen der Halswirbelsäule (Facettengelenke) haben nur eine sehr dünne Knorpelschicht. Sie beträgt im Zentrum nur 1 – 1,5 mm Dicke. Frauen und ältere Menschen haben sogar noch geringere Knorpelschichten. Dies scheint auch eine Erklärung zu sein warum Frauen häufiger über Abnützungsprozesse der Halswirbelsäule klagen. Die Zahl der Patienten mit  Arthrose liegt hier höher. Viele Autoren sagen, dass es keine Halswirbelsäule ohne Degenerationen ab dem 30. Lebensjahr gibt und sprechen deswegen auch von natürlicher Abnutzung und nicht von Krankheit. Wichtiger als der röntgenologische Befund ist der Schmerzzustand des Patienten und die Bewegungsmöglichkeiten. Die Einschränkungen der Beweglichkeit ziehen sich über mehrere hinweg. Frägt man die Patienten seit wann sie den Rückspiegel beim Rückwärtsfahren im Auto benutzen, wird vielen Patienten klar wie lange sich die Probleme schon hinziehen. Sollten Sie Bewegungseinschränkungen bei sich feststellen, sprechen Sie mit Ihrem Arzt und lassen sich von Ihrem Physiotherpeuten/in ein individuelles Übungsprogramm erstellen.

Bandscheibenprobleme der Halswirbelsäule

Chronische Halswirbelsäulen Probleme können bei bis zu 20 % der Patienten durch Veränderungen der Bandscheiben bedingt sein. Überschneidungen von bandscheibenbedingten und gelenkbedingten Schmerzen werden bei über 40% der chronischen Schmerzpatienten vermutet. Wichtig ist eine gute Versorgung der Bandscheiben mit Nährstoffen. Da die Bandscheiben keine eigene Blutversorgung haben spielt die Bewegung der Halswirbelsäule eine herausragende Rolle. Kleine Übungsprogramme, die sie in Ihren Alltag integrieren müssen, helfen den Zustand der Bandscheibe zu verbessern und die Schmerzen deutlich zu reduzieren. Verschiedene Studien belegen zudem, dass ein allgemeines Ausdauertraining (Laufen, Walken, Radfahren…) die Nährstoffsituation der Bandscheiben verbessert. Wir bieten für Laufanfänger zwei Mal im Jahr einen Kurs zum Einstieg in das Grundlagenausdauertraining an. Auch scheint sich Nikotin ungünstig auf die Ernährung der Bandscheiben auszuwirken und kann degenerative Prozesse beschleunigen. Spezielle Ernährungsratschläge bei Entzündungen finden Sie hier. (Link auf PDF Ernährung in der Regeneration)
Bei Bandscheibenvorfällen (Prolaps) werden die fixierenden Ringstrukturen durchbrochen und es gelangt Bandscheibenmaterial an nervale Strukturen. Im Vorfeld eines Vorfalls kommt es zumeist zu einer Bandscheibenvorwölbung (Protrusion), hierbei sind die Ringstrukturen (anulus fibrosus) noch intakt, es kann jedoch auch hier zu Kontakt mit nervalen Strukturen kommen und damit auch starke Schmerzen entstehen. Die Prognose ist jedoch meist günstiger. Bei Bandscheibenbeteiligungen entsteht ein zunächst im Bereich der Halswirbelsäule entstehender Schmerz, der sich in den Bereich der Arme ausbreitet. Viele Patienten geben Schmerzen im gesamten Bereich des Halses und des Schultergürtels an. Die Beweglichkeit ist in alle Richtungen schmerzhaft eingeschränkt und kann sich auch in einer schmerzhaften Zwangshaltung zeigen (akuter Schiefhals).

Therapie bei Bandscheibenproblemen

Die Therapie bei Bandscheibenproblemen der Halswirbelsäule besteht, neben dem individuellen Übungsprogramm, in einer gezielten Entlastung des betroffenen Segments. Hierbei wird durch eine manuelle Traktion  eine Rückverlagerung der Bandscheibe erreicht. Zeitdauer und Intensität der Zugkraft sind dabei entscheidend, auch der Einsatz eines Schlingentischs ist hier sinnvoll. Im Anschluß an die akute Phase üben wir mit unseren Patienten ein Programm zur Stabilisation und Kräftigung der Halswirbelsäule ein. Spezielle Übungsprogramme erhalten Sie in jeder Phase der Therapie. Im Anschluß an die akute Phase empfehlen wir Krankengymnastik am Gerät zur gezielten Verbesserung der Kraft und Koordination.
In jeder Phase der Therapie ist es wichtig die Kraft der zugeordneten Muskeln zu kontrollieren, um die nervale Beeinträchtigung zu beobachten. Für Patienten mit motorischen und sensiblen Störungen ist es wichtig zu wissen, dass die Regenerationszeit der nervalen Strukturen häufig längere Zeit beanspruchen kann. Leichte Einschränkungen ohne motorische Defizite benötigen eine Regenerationszeit von ca. 6 Wochen, während stärkere Störungen der neuralen Strukturen auch bis zu einem halben Jahr bestehen bleiben können. In Absprache mit Ihrem Arzt oder Physiotherapeuten sollten Sie ihre Belastungsmöglichkeiten besprechen.

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